Pharmazeut: Jobprofil und Karrierechancen

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Der Pharmazeut ist ein gar nicht so weit verbreiteter Beruf. Schon nach Abschluss des Pharmaziestudiums und zweitem Staatsexamen darf man sich als Pharmazeut betiteln. Für viele ist das der Schritt vor Approbation als Apotheker. Doch welche Aufgaben kann man bereits als Pharmazeut übernehmen? Wie sieht der Arbeitsalltag aus und welche Karrierechancen bestehen?

Berufsbild Pharmazeut

Nach Beendigung des Pharmaziestudiums und dem Bestehen des zweiten Staatsexamens ist man offiziell Pharmazeut. Dieser Titel berechtigt sie dazu zum Beispiel in einer Apotheke zu arbeiten, dort Kunden zu beraten, Medikamente auszugeben und als generelle Anlaufstelle bei Fragen zu Pharmazeutika zu fungieren. Eine Apotheke leiten, kann allerdings nur ein Apotheker oder eine Apothekerin. Das setzt die Qualifikation durch das dritte Staatsexamen voraus.

Neben der Apotheke gibt es für Pharmazeuten noch weitere Einsatzgebiete. Auch in der Pharmaindustrie und Lehre können sie eingesetzt werden.

Nach Beendigung des Pharmaziestudiums und dem Bestehen des zweiten Staatsexamens ist man offiziell Pharmazeut. ( Foto: Adobe Stock -  contrastwerkstatt )

Nach Beendigung des Pharmaziestudiums und dem Bestehen des zweiten Staatsexamens ist man offiziell Pharmazeut. ( Foto: Adobe Stock – contrastwerkstatt )

 

Aufgabenbereiche in der Pharmazie

Pharmazeuten werden in den drei großen Bereichen unterschiedliche Aufgaben zu teil:

  • Pharmazeutische Forschung und Entwicklung:

    hier können sie Forschungs- und Entwicklungslabore leiten, in Versuchen Wirkstoffe isolieren, Arzneistoffe bzw. Wirkstoffzusammensetzungen erforschen und entwickeln, in Einzel- und Reihenversuchen die pharmazeutische Qualität und Bioverfügbarkeit von Arzneimitteln feststellen oder Prüfverfahren für die Arzneimittelprüfung und Qualitätskontrolle entwickeln und durchführen.

  • Arzneimittelzulassung und -registrierung:

    dabei stellen sie Informationen über Arzneimittel zusammen, erwirken Genehmigungen für klinische Forschungsprojekte und Lizenzen, erstellen Zulassungsanträge und entwickeln chemisch-toxische Analysen im Rahmen des Umweltschutzes.

  • Beratung und Vertrieb:

    zu diesem Aufgabenbereich gehört praktizierendes medizinisches oder pharmazeutisches Personal über Arzneimittel und deren (Neben-)Wirkungen zu informieren und zu beraten, Kunden in bestimmten Intervallen zu kontaktieren, Termine zu vereinbaren und zu besuchen, Arzneimittelmuster und Werbematerial zur Verfügung zu stellen, sowie Bestellungen entgegenzunehmen und die Vertriebsorganisation zu übernehmen.

  • Wissenschaftliche Forschung und Lehre:

    dabei kann an Forschungsvorhaben mitgewirkt, Vorlesungen und Seminare gehalten und Forschungsberichte verfasst werden.

Video: Ratgeber Gesundheit – Berufsbild des Pharmazeuten

Voraussetzungen für den Beruf Pharmazeut

Beim Studium der Pharmazie handelt es sich um einen Examensstudiengang. Pharmazeut darf man sich erst nach Abschluss des Studiums mit zwei Examen nennen. Die offizielle Benennung lautet dann „staatlich geprüfte Pharmazeuten“. Die Regelstudienzeit hierzu beträgt acht Semester plus eine achtwöchige Famulatur.

Bereiche des Pharmaziestudiums

  • allgemeine, anorganische und organische Chemie
  • Pharmazeutische Analytik
  • Mathematik
  • physikalische Grundlagen
  • Arzneiformenlehre
  • Grundlagen der allgemeinen und Humanbiologie
  • Biochemie und Pathobiochemie
  • Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
  • Biogene Arzneistoffe
  • Medizinische Chemie
  • Arzneistoffanalytik
  • Pharmakologie und Klinische Pharmazie

Video: Nina, Teilnehmerin des Future Leadership Program

Bewerbung: Welche Skills sollte man haben?

Neben den Fachkenntnissen, die im Rahmen des Studiums vermittelt werden, sind natürlich auch persönliche Voraussetzungen für den Beruf des Pharmazeuten wichtig. Die Hard- und Soft-Skills sollten in der Bewerbung herausgearbeitet und unterstrichen werden.

Dazu gehören:

  • Gute Studienleistungen
  • Praktika in Apotheke oder pharmazeutischen Industrie
  • Innovations- und Forschungsbegeisterung
  • Teamfähigkeit
  • Eventuelle interkulturelle Erfahrungen
  • Fremdsprachenkenntnisse (z.B. Latein)
  • Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
  • Zielstrebigkeit
Für die meisten geht es nach dem zweiten Staatsexamen noch weiter. In den unterschiedlichen pharmazeutischen Bereichen ist eine Approbation teilweise Pflicht, zumindest aber gern gesehen. ( Foto: Adobe Stock -  industrieblick )

Für die meisten geht es nach dem zweiten Staatsexamen noch weiter. In den unterschiedlichen pharmazeutischen Bereichen ist eine Approbation teilweise Pflicht, zumindest aber gern gesehen. ( Foto: Adobe Stock – industrieblick )

 

Aufstiegschancen in der Pharmazie

Für die meisten geht es nach dem zweiten Staatsexamen noch weiter. In den unterschiedlichen pharmazeutischen Bereichen ist eine Approbation teilweise Pflicht, zumindest aber gern gesehen. Führt man den Karriereweg also fort, steht als nächstes entweder Diplom, Promotion oder drittes Staatsexamen an.

Nach dem dritten Staatsexamen beziehungsweise der Approbation zum Apotheker muss ein praktisches Jahr (PJ) absolviert werden. Dabei wird das Jahr aufgeteilt und eine Hälfte in einer Apotheke, die andere in der pharmazeutischen Industrie, Universität oder anderen Institutionen gearbeitet. Die praktischen Kenntnisse aller pharmazeutischen Bereiche sollen so erlangt werden.

Dazu gehören:

  • Aufklärung von Patienten, Ärzten und Angehörigen von Gesundheitsberufen über Arzneimittel und Medizinprodukte
  • Grenzen der Selbstmedikation
  • Interpretation ärztlicher, zahnärztlicher und tierärztlicher Verschreibungen sowie deren Terminologie
  • Qualitätssicherung und -kontrolle
  • Forschung und Entwicklung
  • Analytik
  • Produktion
  • Zulassung
  • Market Access
  • Marketing
  • Betriebswirtschaft
  • Besonderheiten des nationalen und internationalen Arzneimittelmarktes
  • Rechtskunde
  • Krankenhaushygiene
  • ökonomische Aspekte des Einsatzes von Arzneimitteln und Medizinprodukten
  • Gesundheitsförderung
  • Unfallverhütung

Diese Bereiche entsprechen auch den möglichen Einsatzgebieten der PJ’ler nach der Approbation. An dieser Stelle gibt es allerdings noch weitere Aufstiegsmöglichkeiten. Wer sich für den Bereich der Pharmaindustrie interessiert, kann zunächst mit dem Diplom weitermachen. Das kann auch mit dem PJ verbunden werden. Viele Studierende der Pharmazie nutzen das Diplom allerdings als Schritt zur Promotion. Besonders in der Forschung kann ein Doktortitel Voraussetzung sein.

Future Leadership Program (Video)

Die Firma Bayer ein besonderes Programm für Pharmazeuten. Das Future Leadership Program erstreckt sich über ein Jahr, indem Anwärter alle Produktionsstandorte besuchen. Hier durchlaufen sie sowohl im In- als auch im Ausland die unterschiedlichen Bereiche innerhalb des Unternehmens.

Sie erhalten Einblicke in Strategy & Project, Parenteralia-Produktion, Feststoffbetrieb, Herstellung von Intrauterinsystemen, Auftragsfertigung, Supply Chain Management, Qualitätssicherung. Zusätzlich sieht das Programm Module zur Schulung vor. Darunter Trainingsmodule in Management und Führung, Training in Operational Excellence, eine interaktive Geschäftssimulation, Betreuung durch einen erfahrenen Manager.

Video: Future Leadership Program für Pharmazeuten in Product Supply

Pharmazeutengehalt: Was verdient man?

Eine wichtige Frage ist natürlich, wie hoch das Gehalt von Pharmazeuten eigentlich ist. Wie in jedem Berufsfeld ist die Vergütung abhängig vom Ausbildungsgrad. Das durchschnittliche Einstiegsgehalt in der Pharmazie schwankt daher stark. Zwischen 750 Euro und 4.100 Euro ist hier alles möglich.

Das Einkommen von Apothekern mit Approbation staffelt sich nach Berufsjahren:

1. Berufsjahr ca. 3.174 Euro brutto pro Monat
2. bis 5. Berufsjahr ca. 3.285 Euro brutto pro Monat
6. bis 10. Berufsjahr ca. 3.519 Euro brutto pro Monat
Ab dem 11. Berufsjahr ca. 3.850 Euro brutto pro Monat

In der Pharmaindustrie hängt das Einstiegsgehalt außerdem von der Größe des Unternehmens und seinem Standort ab. Auch die Frage, ob darin direkte Forschung betrieben wird, beeinflusst die Vergütung. In diesem Sektor kann man aber von einem Einstiegsgehalt zwischen 3.500 Euro und 4.000 Euro brutto im Monat ausgehen. Mit Promotion erhält man etwa 500 Euro bis 1.000 Euro brutto mehr.

Für die Bewerbung zum Pharmazeut braucht es gute Studienleistungen ( Foto: Adobe Stock - Vitalii_)

Für die Bewerbung zum Pharmazeut braucht es gute Studienleistungen ( Foto: Adobe Stock – Vitalii_)

 

Spezialisierungsmöglichkeiten

Die Pharmazie ist ein wirklich weitreichender Sektor. Aus diesem Grund sind sehr viele Spezialisierungsmöglichkeiten gegeben. Für viele ist allerdings eine Weiterbildung notwendig. Diese erstreckt sich im Anschluss an Diplom oder Approbation über ein weiteres Jahr. Die Seminare der Apothekerkammer befähigen dann zur Führung weiterer Fachtitel.

Spezialisieren kann man sich beispielsweise auf Ernährungsberatung, Gesundheitsförderung oder Naturheilverfahren beziehungsweise Homöopathie. Im Bereich der geriatrischen Pharmazie oder onkologischen Pharmazie gibt es außerdem Weiterbildungsmöglichkeiten zur Spezialisierung.

Wer sich eher für die biochemischen Prozesse interessiert, kann auch mit pharmazeutische Chemie, Biologie oder Technologie weitermachen. Pharmakologen beschäftigen sich auch mit der Wirkung von Stoffen auf Lebewesen, Katastrophenpharmazeuten erhalten Kenntnisse zur Versorgung mit Medikamenten in Katastrophengebieten.

Fazit: Pharmazeut ein vielseitiges Berufsfeld

Das Berufsfeld der Pharmazeuten ist sehr vielseitig und beinhaltet die unterschiedlichsten Aufgabenbereiche. Während für die Arbeit in der Apotheke das dritte Staatsexamen ratsam ist und in der Forschung sogar die Promotion notwendig sein kann, gibt es auch für staatlich geprüfte Pharmazeuten erst einmal genügend zu tun. In der Pharmaindustrie bestehen viele Aufstiegschancen für junge Pharmazeuten.

Wer dennoch einen höheren Anspruch hat, sollte sich mit den verschiedenen Bereichen der Pharmaindustrie auseinandersetzen. Spezialisierungsmöglichkeiten über das Studium der Pharmazie hinaus sind möglich und sollten schon während der Zeit an der Universität studiert werden. Auch persönliche Voraussetzungen können hier gute Ratgeber sein.

Begeisterung für Naturwissenschaft oder die Freude an der Arbeit mit Menschen sind hier schon Hinweise, in welche Richtung es gehen sollte.

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